Wie Sie Ihr Team stärken

Podcastfolge #67

Welcher Teamleader wünscht sich nicht ein starkes Team, das ihn unterstützt anstatt ihm den letzten Nerv zu rauben? Wieso sieht die Realität in den meisten deutschen Unternehmen dann anders aus?
In dieser Podcastfolge zeige ich Ihnen nicht nur die Ursachen von schwachen Teams auf, sondern auch, wie Sie als Teamleader das ändern können.

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Teamleader als der Entscheider

Wenn ich mir im Unternehmen Teamleader oder Geschäftsführer eines KMU-Unternehmens anschaue, dann sind sie irgendwie und irgendwann zu dem geworden, was sie sind. Sie sollen ein kleines Team führen und der Teamleader denkt meistens, dass er entscheiden müsste. Und das ist prinzipiell ja auch richtig.

Und das hängt damit zusammen, dass er Kraft seiner hierarchischen Stellung und Kraft seiner Kompetenz ganz einfach diese Entscheidungsbefugnis hat. Und deswegen entscheidet er. Und manchmal, wenn das Problem zu groß ist, wird irgendwie entschieden. Und die Resultate aus so einer Entscheidung bergen natürlich Konsequenzen, die meist negativ sind.

Auf dem Weg zu ihrer Stellung mussten die Teamleader nicht nur einige Kompetenzen erwerben, sondern auch immer wieder Probleme lösen, Widerstände durchbrechen und Blockaden auflösen. Die so erlernten Methoden zur Problemlösung haben sich zu einer Gewohnheit entwickelt und der Teamleader wird seinen Mitarbeitern gegenüber tendenziell dominant auftreten.

Das Papa-Problem

Bei jedem kleinsten Problem, mit dem ein Teammitglied zu seinem „Firmen-Papa“ kommt, wird dieser eine Entscheidung treffen, denn das hat er ja gelernt. Dann wird schnell eine Entscheidung getroffen, damit man sich mit der unangenehmen Situation nicht länger beschäftigen muss. Vielen fällt es schwer, wenn für längere Zeit ein Problem ungelöst bleibt. Doch eine schnelle Entscheidung birgt Gefahren:

1. Die einzelnen Teammitglieder verlernen, im beruflichen Umfeld zu entscheiden und selbstständig zu Lösungsvorschlägen zu kommen. Die Möglichkeit, durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Problem zu lernen, wird ihnen genommen. Der Teamleader gewährt die Denkfaulheit der Mitarbeiter und lässt sie dadurch unselbstständig werden. Die Mitarbeiter können sich nicht weiterentwickeln und auf lange Sicht kann sich dann auch das Unternehmen nicht mehr weiterentwickeln.

2. Wenn die Organisation auf wenige „Papas“ fixiert ist, die die Entscheidungen treffen und vorgeben, wie es weitergeht, sind alle anderen Mitarbeiter auf die „Papas“ fixiert. Das verhindert nicht nur das Wachstum des Unternehmens, sondern kann auch dazu führen, dass das System bereits beim Wegfall eines einzelnen der „Papas“ (Krankheit, Kündigung oder auch nur Urlaub) zusammenbricht. Die fehlende Entscheidungskompetenz und -fähigkeit führt entweder zum Nichts-tun oder zu langen, zu nichts führenden Diskussionen innerhalb des Teams. 

3. Die Qualität der Lösung leidet durch eine schnelle, einseitige Auseinandersetzung. In die Entscheidung wird nur die Erfahrung und der Wissensstand des Teamleaders einbezogen. Kreative Ideen des Teams oder wichtige, weitere Betrachtungsweisen bleiben ungenutzt. Die Lösung kann dann nicht nachhaltig sein und in ein paar Tagen oder Wochen, muss man sich erneut dem Problem widmen.

4. Durch die ständige Unterbrechungen des Teams und die Beschäftigung mit deren Probleme kommen Sie als Teamleader nicht mehr zu Ihren eigentlichen Aufgaben oder können sich nur bedingt auf sie konzentrieren. Das führt nicht nur zu Frust und Stress bei Ihnen, sondern wirkt sich langfristig auch auf die Stimmung und Leistung des Teams aus.

Der Prozess des Umdenkens

Es mag erstaunlich erscheinen, aber meist müssen Entscheidungen gar nicht unmittelbar getroffen werden. Es ist gar nicht erforderlich, das Problem sofort zu lösen. Und damit beginnt der Prozess des Umdenkens bei Ihnen als Teamleader:

1. Sie müssen die unangenehme Situation aushalten, dass das Problem nicht sofort gelöst werden kann, dass es erst einmal Fakten bedarf und das Team diese Fakten sich durch Fragen erarbeiten muss; durch Fragen an die Experten, die in den Prozessen arbeiten und sich sehr, sehr gut damit auskennen.
Denn diese Menschen halten sich meistens zurück, wenn sie nicht direkt gefragt werden. Sie denken, es entspricht nicht in ihrer Entscheidungskompetenz, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Aber wenn Sie sich immer wieder an die Experten wenden und diese fragen, dann werden die einzelnen Teammitglieder einen gewissen Stolz entwickeln, selbst Lösungsvorschläge erarbeiten zu können, selbst dieses Problem genau auseinandernehmen und eine Entscheidung treffen zu können.

2. Sie müssen lernen, die richtigen Fragen zu stellen und so Ihr Team bei der Entwicklung der Lösung anleiten. Wenn Sie dies immer wieder tun, kann Ihr Team die nötige Lösungskompetenz entwickeln.

3. Sie müssen sich eingestehen, dass das Abgeben der Entscheidung nicht nur für die Teamentwicklung entscheidend ist, sondern auch für die Qualität der Entscheidung, denn Sie können nicht auf allen Gebieten ein Experte sein. Es ist oft schwierig, die eigene Unwissenheit auszuhalten und sie dann auch noch stattdessen anderen zuzugestehen.
Indem Sie das Fachwissen aber den Experten zugestehen und diese in die Entscheidung aktiv einbeziehen, stärken Sie Ihre Kompetenz als Teamleader. Denn denken Sie im Sinne des Teams und des gemeinsamen Ziels, gute Ergebnisse vorzubringen.

 

Sobald sich die neue Vorgehensweise, dieser neue Prozess gefestigt hat, wird Ihr Team sich nicht mehr zuerst an Sie wenden, sondern selbstständig die benötigten Fakten zusammentragen, eine Lösung ausarbeiten und diese je nach Situation Ihnen vorstellen oder gar selbst entscheiden. Dann ist eine selbst entscheidende Organisation, eine sich stetig selbst verbessernde Organisation entstanden. Und damit wächst auch die Zeit, die Ihnen als Teamleader für Ihre Kernaufgaben zur Verfügung steht: sich über größere Probleme Gedanken zu machen, eine neue Innovation zu entwickeln oder die Prozesse insgesamt aus einer Vogelperspektive zu betrachten und zu verbessern.

Herzliche Grüße
Malte Stöckert

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